Ein Licht im Dunkel
Das einstige Logenhaus in Annaberg-Buchholz
Das verschwundene Haus der Brüder – Annaberg-Buchholz
Eine stille Erinnerung an ein Gebäude, das die Zeit überdauerte — und schließlich verschwand.
Still, fast unbemerkt, stand es über ein Jahrhundert am Rand der Altstadt – das ehemalige Logenhaus der Freimaurer in Annaberg-Buchholz. Errichtet um 1905, als das Erzgebirge im Glanz einer neuen Zeit erblühte, war das Gebäude lange ein Ort der Stille, des Rituals und der verschwiegenen Gemeinschaft.
Hier versammelten sich die Brüder der Loge „Zum treuen Bruderherzen“, um im Schein gedämpfter Lichter uralte Symbole zu deuten und das Ideal von Humanität und Erkenntnis zu pflegen. Hinter der schlichten Fassade verbargen sich Versammlungssäle, Bibliotheken und symbolische Räume, die Außenstehenden verschlossen blieben.
Doch wie so viele dieser Häuser fiel auch dieses dem Wandel der Geschichte zum Opfer. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das Logenleben in Sachsen zerschlagen. 1935 wurde die Annaberger Loge enteignet, ihr Besitz beschlagnahmt, ihre Rituale verboten. Die Räume dienten fortan profanen Zwecken – das Haus blieb bestehen, aber seine Seele wurde zum Schweigen gebracht.
Nach dem Krieg wechselten die Nutzungen, das Bauwerk überdauerte die Jahrzehnte wie ein stummer Zeuge. Erst im Winter 2019 begannen die Bagger ihr Werk. Stein um Stein verschwand, was einst als „Haus der Brüder“ errichtet worden war. Wo früher Symbole des Lichts und der Erkenntnis an den Wänden prangten, blieb nur eine kahle Fläche zurück – unscheinbar, beinahe vergessen.
Doch wenn man heute den Ort aufsucht, meint man zwischen den Schatten der Bäume und dem Wind, der durch die Straßen zieht, noch ein fernes Raunen zu hören: von Schwüren, von Geheimnissen, und vom Verschwinden der Spuren menschlicher Gemeinschaften im Strom der Zeit.