Wirtshaus mit Geschichte

Wo der alte Anton sang

Thomas, September 2025

Der Text zu Anton Günthers Lied „Dreckschänk“ lautet: 

An der Grenze von Sachsen, wo die Schwarzbeeren wachsen, wo sich Braatenbach hinzieht, wo's nach Hans-Görgen-Stadt geht, dort steht ein Wirtshaus, guckt durch Busch und Baum heraus. Oben ist auch eine Tafel dran, die zeigt's jedem an:

Refrain:

Das ist die Draakschänk, ist weit und breit bekannt, weit rum in Sachsen wie im Böhmerland. Und geht man dort vorbei, da reißt es jeden rein, wer in der Draakschänk ruht, der klebt aber auch gut. Drackit klingt der Name, das ist rechter Sahne, was da in dem Wirtshaus ist, denkt mancher ganz gewiss. Doch sitzt einer drinnen, kriegt's ihn auch bald innen, mancher Grienerts ist nicht raus und singt sein Liedel gut.

Refrain:

Das ist die Draakschänk, ist weit und breit bekannt, weit rum in Sachsen wie im Böhmerland. Und geht man dort vorbei, da reißt es jeden rein, wer in der Draakschänk ruht, der klebt aber auch gut. Nur das gute Essen, das macht man ordentlich fressen, Bier und Wein in Hülle und Fülle, alles gut und kostet nicht viel. Ist man ein wenig besoffen, kann man auch dort schlafen, die ganze Nacht, einen ganzen Tag, wenn's passt, die ganze Woche.

Im Zwielicht der Grenze – Dreckschänke und das Echo der Poststraße


Am Westrand des böhmischen Erzgebirges, nahe der Grenze zu Sachsen, liegt das alte Gasthaus Dreckschänke – ein Name, der rauer klingt, als die Geschichte ihn ist. Hier, an der alten Poststraße von Johanngeorgenstadt nach Karlsbad, verwehten Gäste, Lieder und Erinnerungen zwischen den Mauern.


Ein Haus mit vielen Gesichtern

Gegründet 1835 unter dem Namen „Gasthaus Hahn“, wurde das Haus bald überregional bekannt – unter dem Spitznamen Dreckschänke. Nicht, weil es schmutzig war, sondern weil die Straße davor oft im Schlamm versank. Jahrzehntelang führte die Familie Hahn das Haus mit Stolz und Akribie. Später nutzten Zeiten des Umbruchs das Gebäude anders: Sammellager für Flüchtlinge, Kultureinrichtung, Erholungsheim – und zuletzt stillgelegtes Sporthotel.

Stille Räume und bröckelnder Glanz

Der Saal, einst von Musik und Stimmen erfüllt, steht leer. Fenster sind zerbrochen, Holz knarzt, Decke hängt lose. Im Jahr 2017 kaufte ein neuer Besitzer das Objekt und kündigte eine Sanierung an – doch noch überwiegt das Warten. Die Investitionen sind groß, der Mut auch – aber das Gebäude bleibt ein Mahnmal für den Wandel.

Ein Grenzort voller Erinnerung

Wer heute durch die Türschwelle tritt, spürt weniger Gastlichkeit als Erinnerung. Erinnerung an Gäste wie König Wilhelm I., an Erzgebirgs-Lieder, an Gasthausabende im Dunst von Rauch und Bier. Und dann an den langen Schatten von Kriegszeiten, Besitzwechseln, Verfall. Der Name bleibt – Dreckschänke –, so kantig wie der Stein vor der Tür.

Die Grenze war hier nie nur eine Linie auf der Landkarte, sondern eine Stimmung: rau, wechselhaft, doch voller Leben. Und das Leben hat Spuren hinterlassen, auch in diesem Haus. Vielleicht wird es wieder ein Gasthaus. Vielleicht bleibt es Ruine. Aber die Mauern haben schon zu viel gesehen, um still zu sein.