Haus der Toten
was geschah?
Ich erinnere mich an das Geräusch, als ich die Tür öffnete – ein leises Klicken, als hätte das Schloss gezögert, mich einzulassen. Dahinter: Stille. Aber nicht diese gewöhnliche Stille, sondern die, die auf jemanden wartet.
Die Wohnung war noch da, als wäre sie nur kurz verlassen worden. In der Küche stand Geschirr auf dem Tisch, als käme gleich jemand zurück, um Kaffee nachzuschenken. Eine Waschmaschine wartete neben einem Bügelbrett, als hätte sie noch Arbeit zu tun. Und am Schlüsselbrett hingen die Schlüssel – ordentlich, treu, ohne Aufgabe.
Ich ging leise, fast auf Zehenspitzen, um nichts zu stören. In der Luft lag ein Geruch von Seife und Erinnerung. Es war kein Ort des Schreckens, eher einer des plötzlichen Stillstands – eingefroren zwischen Alltag und Abschied.
Später erzählte man mir, einer der Bewohner sei einst vor der Haustür gestorben – unter Schnee, schwer wie Schweigen. Eine Dachlawine, sagten sie. Ein Zufall, sagten sie. Aber Häuser vergessen solche Dinge nicht. Sie tragen sie in den Wänden, bis sie selbst verschwinden.
Heute steht dort nichts mehr. Kein Fenster, keine Tür, kein Klicken im Schloss. Nur die Stelle, wo einmal ein Zuhause war. Und manchmal, wenn ich daran vorbeigehe, meine ich, eine Waschmaschine summen zu hören. Leise. Ganz leise.
– Lotti












