Nachtsanatorium

Einer meiner ersten

Nachtsanatorium Bad Schlema

Eine Annäherung an Ort, Architektur und Bedeutung eines verlassenen Hauses.

Zwischen den Hügeln von Schlema liegt ein Bau, der einst Heilung versprach und heute vom Verfall erzählt. Das ehemalige Sanatorium — ein Relikt aus der Nachkriegszeit, errichtet im Schatten der Uranförderung und zugleich Symbol für Erneuerung — steht still inmitten verwachsener Wege.

Seine Fassaden, ehemals hell verputzt, tragen nun die Spuren jahrzehntelanger Vernachlässigung: abgeplatzter Putz, zerbrochene Fenster, Türen, die in der Dunkelheit gähnen. Und doch liegt über dem Ort eine merkwürdige Ruhe, als wäre er noch immer auf seinen nächsten Patienten vorbereitet.

Nachts, wenn die Straßen von Schlema leer sind, scheint das Gebäude in der Kühle der Luft weiterzuatmen. Dann vermischen sich die Erinnerungen an Reha-Aufenthalte, medizinische Routine und das leise Ticken alter Uhren zu einem einzigen Echo — dem Nachhall einer Zeit, die sich selbst therapierte.

Das Nachtsanatorium war Teil des Wiederaufbaus nach dem Uranbergbau, später diente es der Behandlung von Strahlengeschädigten, dann als Rehabilitationszentrum. Nach der Wende kam das Ende schleichend: Entlassungen, geschlossene Abteilungen, abmontierte Geräte. Was blieb, war die Hülle einer Institution, deren Zweck sich erschöpft hatte.

Heute ist es ein Zwischenort — zu groß für eine einfache Nachnutzung, zu bedeutungsvoll für den Abriss. Manche nennen es gespenstisch, andere ehrwürdig. In seinem Inneren hängen noch Schilder, auf denen steht: Ruheraum, Hydrotherapie, Nachtsanatorium.

Vielleicht wird irgendwann wieder Licht durch die langen Fensterfronten fallen. Vielleicht bleibt nur das Echo, das der Wind über die Flure trägt.