Im Schatten der Fürsten

Schloss Postoloprty

Dashwood, September 2025
Das Gelände durfte ich freundlicherweise mit einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung betreten. Ein Hinein gab es dann leider nicht, da wir feststellten, dass sich Rumtreiber im Schloss aufhielten. Ohnehin war es arg verfallen und eventuell nicht fotogen.

Hoch über der Böhmischen Landschaft erhebt sich Schloss Postoloprty – ein Barockschloss, errichtet im 17. Jahrhundert auf den Grundmauern eines Benediktinerklosters, später Sitz der Fürstenfamilie Schwarzenberg. Was einst Macht und Repräsentation war, steht heute als Mahnmal der Zeit.

Von Mönchen zu Fürsten

Die Wiege des Bauwerks lag im Kloster, das bereits im Jahr 1125 urkundlich erwähnt wurde. Im Lauf der Jahrhunderte wechselten Besitz und Zweck: von den Weitmühls über die Sternbergs bis hin zu den Schwarzenbergs. Jeder neue Eigentümer formte das Anwesen nach seiner Ambition – und so sind seine Mauern nicht nur aus Stein, sondern aus wechselndem Willen gebaut.

Glanz und Rückzug

Im 18. Jahrhundert erhielt das Schloss seine barocke Form: vier Flügel, ein hoher Turm, ein representativer Hof. Doch der prachtvolle Stil war schon von Anfang an von Wandel durchdrungen – keine stabile Einheit, sondern ein Unterfangen, das zeitlich limitiert war. Die Schwarzenbergs nutzten das Haus als herrschaftlichen Rückzugsort, doch der Weltkrieg und die Enteignungen nach 1945 schrieben eine neue Geschichte. Heute ist das Schloss in desolatem Zustand und wartet auf eine Rettung, die sich über Jahrzehnte erstrecken dürfte.

Verfall im Herzogtum Erinnerung

Die Fassade blättert, Fenster sind zerstört, die Dächer drohen einzustürzen – weltweit kein Einzelfall unter großen Anwesen, doch hier besonders tragisch wegen der Hoffnung, die einst in diesem Haus klebte. Ein Kaufpreis von 13,2 Mio Kronen im Jahr 2021 ließ die Stadt Postoloprty Eigentümer werden, aber die Sanierung wird Jahrzehnte dauern – zu viel Raum für Staub, zu wenig für schnelle Rettung.

Was bleibt

Schloss Postoloprty steht nicht nur als Haus, sondern als Idee: von Macht, von Wandel, von Vergänglichkeit. Wer eintritt – oder besser gesagt: wer still beobachtet – spürt die Unterströmung der Geschichte: die Schritte der Diener, die Feste der Fürsten, das Ende der Ordnung und das stumme Warten auf neue Nutzung.

Am Ende ist es kein schönes Märchen mehr – sondern ein leiser Vertrag mit der Zeit: Steine, so sagt es dieses Schloss, behalten Erinnerungen, auch wenn niemand mehr da ist, sie zu erzählen.